ELF Fragen an Coach Mauvel

FCF-Trainer im Interview

Hallo Coach, erstmal Gratulation zur bestandenen Lehrprobe und der damit bestandenen Prüfung zur C-Trainerlizenz! Wie man mitbekommen hat, war es ja nicht wirklich ein Zuckerschlecken und mit jeder Menge Büffeln verbunden... Aber wir gehen mal davon aus, dass es sich gelohnt hat und man erkennt ja nun schon im Training eine professionellere Handschrift... digicam 054.jpg

  • Red.) Was wird Deine C-Trainerlizenz dem FCF bringen !??! Und wie schauen Deine Zukunftspläne mit der Lizenz in der Tasche aus ???

\Tja, was wird die Lizenz dem FCF bringen!? Puh. Ich denke, dass ich bei dem Lehrgang viel mitgenommen habe. Gerade der Umgang mit Spielern und das taktische Verständnis für Spielsituation hat sich bei mir massiv verbessert. Von daher denke ich, dass die C-Lizenz einen Trainer und dem damit verbundenen Verein immer weiterbringt. Aber man braucht auch Spieler, die bereit sind, 100 % zu geben und das anzunehmen, was man ihnen mit auf den Weg gibt. Meine Zukunftspläne begrenzen sich auf die aktuelle Saison. Ich habe das Ziel, mit der Mannschaft den Aufstieg zu verwirklichen und dann wird weitergedacht. Ich fühle mich im Verein sehr wohl und erfahre alle Unterstützung, so dass ich keinen Grund sehe, derzeit Spekulationen anzuheizen. HEYA FCF!

  • Red.) Da man ja jetzt ein „richtiger Trainer" ist, muss natürlich die Frage kommen: Wer ist in diesem Bereich dein Vorbild und mit wessen Philosophie kannst Du deinen noch jungen Trainerstil am besten vergleichen ???

Trainer sind nur augenscheinlich vergleichbar. Jeder denkt immer, dass z.B. Klopp und Tuchel ähnliche Trainertypen sind. Das sieht nach außen hin so aus, weil beide ehrgeizig sind. Doch die Schublade ist meiner Meinung nach zu eng gesteckt. Jeder Trainer muss zuerst eine Philosophie haben. So z.B. Huub Stevens und die Null muss stehen. Ich denke, dass ich mit keinem Trainer vergleichbar bin. Die sind mir alle noch eine Nasenlänge - aber nur eine (lacht) - voraus. Gleichwohl imponieren mir Mannschaften wie Freiburg oder Mainz. Meine Ausrichtung ist offensiv mit einer sicheren Defensive. Jürgen Klopp- Style! Allerdings geht nichts ohne das nötige Spielermaterial.

  • Red.) Nun aber mal zum aktuellen Liga-Geschehen. Wie zufrieden warst Du mit dem Wintertrainingslager in Teistungen ? Und wie zufrieden kann man mit der kurzen Wintervorbereitung auf die Rückrunde sein ?

Das Wintertrainingslager war auf sportliche Betätigung und Zusammenhalt der Mannschaft ausgelegt. Dafür war es super. Im Sommer haben wir uns auf die Umstellung zur Viererkette konzentriert. Wenn noch mehr Spieler mitkommen würden, könnten wir den FCF noch deutlich weiter voranbringen.  Die Wintervorbereitung lief sehr gut. Ich bin zufrieden mit der Art und Weise wie die Jungs mitgezogen haben und denke, dass die Trainingsbeteiligung den Willen der Mannschaft auch widerspiegelt.

  • Red.) Das Gesicht des FCF hat sich binnen eines Jahres mächtig verändert. Leider gab es einige Abgänge von Leistungsträgern, aber auch jede Menge Neuzugänge. Vor allem einige sehr junge Leute. Kritiker des FCF werfen dem Management ein Fehlverhalten à la Magath oder Hoeneß vor, dass zu viele Neue auf einmal ins Team gespült wurden und die Mannschaft noch eine ganze Weile brauchen wird wieder die eingeschworene Gemeinschaft zu werden, die den FCF früher ausgemacht hat. Sind diese Stimmen berechtigt oder kann man die Entwicklung in Sachen FCF-Zukunft eigentlich nur positiv sehen ?

Ich sehe die Entwicklung sehr positiv. Natürlich sollte man nicht denken, dass der Einbau von Neuzugängen keine Probleme mit sich bringt. Das wäre blauäugig. Potenzial haben die Neuzugänge aber mitgebracht. Natürlich fehlen Spieler wie Faulhaber und Ghavami. Aber es gilt diese Löcher zu schließen. Rumjammern hilft an dieser Stelle nicht. Ein Fehlverhalten ist nicht erkennbar. Man muss Abgänge kompensieren, das ist nicht nur in der Bundesliga so. Man muss sich nur vor Lagern schützen. Aber diese werden gnadenlos aufgesprengt, wenn ich Lager bemerken würde. Dafür habe ich auch Kapitäne nah an der Mannschaft, die sich um die Einheit kümmern sollen und müssen. Das Grundgerüst steht für mich. Ein Micha Räder, René Schülzky und Conny Birkner sind die Defensivpfeiler. Im Mittelfeld sind es Markus Jasper und Matthias Kupries. Und die jungen Wilden werden in solche Rollen reinwachsen.

  • Red.) Namen will man ja bekanntlich nie gerne nennen, aber wir versuchen mal, dir welche zu entlocken. Wer hat dich in der Hinrunde überrascht oder ist im FCF-Team besonders aufgefallen ? Gibt es Gewinner der Winter-Vorbereitung ? Von welchem Neuzugang wird die Öffentlichkeit in Zukunft noch viel hören ?

Namen. Da bin ich vorsichtig (schmunzelt). Nein im ernst, die Spieler hören von mir Analysen und damit muss jeder umgehen können. In der Hinrunde hat mich Michael Räder überrascht. Er war für mich der Beständigste. Dennoch war ich auch von dem einen oder anderen positiv überrascht. Gewinner der Hinrunde ist für mich Conny Birkner. Er hat sich unheimlich entwickelt. Wie er an sich und seiner Position in der Mannschaft arbeitet imponiert mir. Er weiß auch, dass es noch einiges zu verbessern gibt (Gelb-Rote Karten), aber er ist gewillt, die Schwächen abzustellen. In der Winter-Vorbereitung habe ich nur Gewinner gesehen. Ob Lennart, der ein schwaches Spiel im Zentrum mit einem guten auf dem Flügel beantwortet hat oder Dominik Schulz, der sich stark präsentierte. Die Innenverteidiger René Schülzky und Constantin Birkner fuchsen sich immer besser ein und Benny Ciernioch hat ein tolles Spiel mit zwei Toren gemacht. Auch Markus Jasper und Matthias Kupries funktionieren. Rückkehrer Johannes Stiefel und Dennis Wolff haben gut harmoniert. Und im Sturm habe ich die Qual der Wahl. Für André Schülzky hat mich sein Tor gefreut.  Die Neuzugänge müssen sich erst mal beweisen. Da will ich keine Prognose abgeben. Sie haben Potenzial, aber ein Stammplatz wird niemandem geschenkt. Der muss Ziel Nummer eins sein.

  • Red.) In der Hinrunde konnten Kupries und Faulhaber auf der Doppel-Sechs häufig glänzen. Faulhaber wurde FCF-Spieler der Saison und hat nun leider seine aktive Laufbahn im FCF-Dress aus beruflichen Gründen auf Eis gelegt. Im letzten Trainingsspiel ersetzte ihn Markus Jasper und bildete die Doppel-Sechs mit Kupries. Wird das die Zukunftsvariante sein und wenn ja, wer kommt dann am ehesten für den in der Vergangenheit eher offensiven Part des Kapitäns in Frage, der ja in der Hinrunde auf der Position im rechten offensiven Mittelfeld agierte und sich dort sehr wohl zu fühlen schien?

Es führt kein Weg an dieser Konstellation vorbei. Ich erwarte von meinen beiden ersten Kapitänen, dass sie die Mannschaft führen und antreiben. Von daher ganz klar, JA! Diese beiden werden das Zentrum bestücken und Armins schmerzlichen Abgang kompensieren. Die Zukunftsvariante für den offensiven Part gibt es noch nicht. Es stehen einige Spieler vor dem Sprung. Wer hart trainiert, hat die besten Chancen!

  • Red.) Wo wir gerade zwei Routiniers angesprochen haben, kommen wir zu einem anderen Punkt. Immer wieder wurde nach FCF-Spielen laut (meist natürlich nach Niederlagen), dass einigen jungen Spielern das „FCF-Gen" fehle. D.h. wohl, dass sie sich noch nicht so mit dem FCF identifizierten und es den Anschein machte, dass einigen Spielern Sieg oder Niederlage ziemlich egal waren. Ist an solchen Einschätzungen was dran ?

Ja. Einige Spieler mussten und müssen erst näher an die Mannschaft rücken. Auch für solche Spieler ist das Trainingslager super. Die Mannschaftsabende sollen zum Gefüge beitragen. Das FCF-Gen muss sich erst verbreiten. Das ist unser aller Aufgabe! Ich denke aber, dass wir das hinbekommen. Und manche Spieler bringen dieses Gen von Hause aus mit.

  • Red.) In diesem Zusammenhang muss man wohl auch die Frage stellen, wie man einigen Spielern Konstanz einimpfen kann. Manche Spieler wanken doch stark zwischen „Weltklasse" und „Kreisklasse". Gerade bei Ciernoch, Gerhard und Wolff ist dieses Phänomen in der Hinrunde häufig zu beobachten gewesen. Wenn es läuft, dann kann gerade Ciernoch in einem Spiel den Ausschlag geben, doch wenn sie mal in der Verantwortung stehen, scheint der Biss zu fehlen, sich auch mal durch eine schlechte Phase durchzu- beißen. Stehen wir mit diesen Einschätzungen alleine da ?

Es ist doch so: Junge Spieler sind noch nicht so erfahren und so beständig, wie die alten Hasen. Dafür bringen sie zumeist die läuferischen Voraussetzungen mit, um für Gefahr zu sorgen. Ich habe in der Hinrunde versucht, einige Spieler in die Verantwortung zu nehmen. Das funktionierte noch nicht so richtig. Den Druck habe ich auf diese Spieler reduziert. Ich erwarte eine Mannschaftsführung durch die Erfahrenen und will Ideen und Spielwitz sehen. Das bedeutet, dass die jungen Spieler in Ruhe in so eine Rolle hereinwachsen können.

  • Red.) Nun natürlich noch was aktuelles. Am Samstag steht das Nachhol-Heimspiel gegen LATERNE an. Viele stilisieren dieses Spiel zu einem der wichtigsten in dieser Saison hoch. Es herrscht die gängige Meinung, dass nur ein Sieg noch die Chancen auf den Aufstieg sichern könne. Baut sich da nicht ein enormer Druck auf ? Und liegt die Gefahr nicht nahe, dass bei einer Niederlage die Stimmung im Team kippt und die ganze Saison schon vor der Rückrunde in Frage gestellt wird ?

Laterne. Dieses Spiel wird nicht hochstilisiert. Das Spiel ist für uns eine Chance. Die Konstellation der Tabelle zeigt es auch deutlich auf. Den Druck baue ich selber auf. Wir müssen gewinnen. Ich denke aber, dass die Mannschaft sich am Endergebnis messen lassen muss. Wir können jeden schlagen! Und wenn wir nicht das gewünschte Ergebnis einfahren, haben wir immer noch elf Spiele Zeit, die nötigen Ergebnisse zu holen. Es wird aber nicht leichter, wenn uns die Zeit davon läuft. Entweder die Mannschaft will aufsteigen oder sie will es nicht. Und wenn man alles gegeben hat und vollkommen ausgepumpt nach 90 Minuten in die Kabine kommt, dann wird man wissen, ob man alles gegeben hat. Sofern es dann nicht reicht, kann man niemandem einen Vorwurf machen. Wenn wir so spielen wie gegen Schmargendorf, rufen wir unser Potenzial ab.

  • Red.) Wie wurde eigentlich Aufbauarbeit nach dem verheerenden letzen Spiel im Jahr 2010 gegen STERN geleistet ? Und was tut der Trainer und das Team, damit so was nicht mehr passiert ??

Gar nicht. Es war nicht nötig. Jeder wusste, dass das ein rabenschwarzer Tag war. So hätten wir nicht auftreten dürfen. Was ich als Trainer tue: Die Mannschaft trainieren und verbessern. Und die Mannschaft? Trainieren! Die Mannschaft lebt noch von einigen Motivatoren, die auflaufen müssen. Dann kann so eine Vorstellung nicht passieren. In diesem Spiel gegen Stern habe ich persönlich den Kapitän Markus Jasper schmerzlich vermisst. Auch Sascha Lorenz hätte der Mannschaft in diesem Spiel Spirit eingehaucht. So ist halt ein Kollektiv untergegangen. Allerdings bringt doch draufhauen gar nix. Analysieren und Fehler abstellen halte ich für sinnvoller.

  • Red.) Letzte Frage: für das Spiel am Samstag stehen aktuell gerade 12-13 Spieler zur Verfügung - mit AHMICIC droht einer der FCF-Top-Torschützen weiter auszufallen. Wer wird die vakante Stelle im Sturm besetzen und als Partner des hochveranlagten Brand auflaufen !?? Gibt es da schon Gedankenspiele ?

Bei mir gibt es täglich Gedankenspiele rund um die Aufstellung. Die endgültige Entscheidung ist gefallen, denn Vahidin Ahmicic wird erst einmal zur Verfügung stehen. Ich hoffe den Routinier André Schülzky als Backup von der Kleinfeldmannschaft holen zu können. Ansonsten wird es eng. Der Kader bietet nicht die erwartete Breite. Doch so oder so, wir werden eine schlagfertige Truppe aufbieten!

So, wir wünschen viel Erfolg beim Nachholspiel und danken für das kurze, aber interessante Gespräch!

 



25.02.2011 | Interviews | Jaz

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